DER HEILIGE BENEDIKT UND DIE PFARRKIRCHE IN HERBERN

"St. Benedikt, du Glaubensheld, bist uns zum Schutzpatron bestellt" So singen die Gläubigen der Pfarrkirche zu Herbern in jedem Jahr am Tage des Kirchweihfestes. Ihre Gedanken verweilen dann bei dem einst bei der Kirchweihe zum Schutz­patron erhobenen Heiligen. Warum bei der Gründung der Pfarrkirche vor rund 600 Jahren der hl. Benedikt als Schutzpatron gewählt wurde, können wir heute nicht genau klären. Dennoch erscheint die Wahl des hl. Benedikt als Kirchenpatron bei näherer Betrachtung der religiösen und geistigen Entwicklung zur Zeit der Pfarrgründung doch sehr naheliegend, auch wenn der hl. Benedikt sonst nirgends im Münsterland als Kirchenpatron vorkommt. Zwei Erscheinungen machen dies verständlich. Einmal der Einfluß des Benediktinerklosters in Werden bei Essen auf die Umgebung von Werne. Zum anderen der Einfluß des Bischofs von Münster zur damaligen Zeit.

Gehen wir diesen Erscheinungen einmal näher nach.

Während Süddeutschland reich an großen Benediktiner-Abteien war, war das spät christianisierte Westfalen ausgesprochen arm an bene-diktinischer Tradition. Zu den zwei westfälischen Benediktinerklöstern gehörte das durch Liudger von Münster um 800 als Eigenkloster gegründete Werden an der Ruhr. Die Abtei erhielt für die Christianisierung unseres Raumes erhebliche Bedeutung. Dazu kommt, daß das Kloster im Baume Werne - Lüdinghausen eine große Anzahl von Höfen besaß. Verwaltet wurden diese vom Abdinghof in Werne. In Herbern besaß das Kloster die Höfe Schulze Nordick, Hügemann und als Bauernboten Wellmann in der Bauerschaft Nordick.

Die zweite Bedeutung für die Wahl des Hl. Benedikt als Kirchenpatron finden wir in den Bischöfen von Münster zur Zeit der Pfarrgründung zwischen 1125 und 115o. Bereits Bischof Sigfrid (1022 -1o32) befaßte sich mit einer Neugliederung des Pfarrwesens im Räume Werne, Herbern und Capelle. Hierbei ist es von Interesse zu wissen, daß Bischof Sigfrid der einzige Mönch auf dem Bischofsstuhl von Münster war. Vor seiner Bischofswahl war er Benediktinermönch. Seine klösterliche Ausbildung nach den Regeln des Hl. Benedikt blieb für das Bistum Münster nicht ohne Einfluß.

In den folgenden Jahrzehnten erfreuten sich die Klöster und Orden nach den Regeln des Hl. Benedikt des besonderen Wohlwollens des münsterischen Oberhirten. Die Neigung der Bischöfe von Münster zur Zeit der möglichen Pfarrgründung zum Benediktinerorden fällt geradezu auf. So stand Bischof Egbert (112? - 1132 Bischof von Münster) dem Benediktinerorden besonders nahe. Zu dem Freundes­kreis des Bischofs gehörten Bernhard von Clairvaux und Norbert von Xanten, zwei Ordensbruder, die nach den Regeln des Hl. Benedikt lebten. Bischof Egbert gehörte zu den Erneuerern des Glaubenslebens. So unterzog er das Liebfrauenstift in Münster einer durchgreifenden Erneuerung und führte dort die Benediktinerregeln ein. Auch Bischof Werner (1132 - 1151 Bischof von Münster) war ein Freund des Ordenslebens. 1142 wurde auf einem bischöflichen Haupthofe in Hohenholte ein Benediktinerkloster errichtet. Wenn wir nun noch bedenken, daß die Pfarrkirche von Berbern auf dem Lehnsgrund des Domkapitels zu Münster entstanden ist und bereits 1125 als Curia Herborne erscheint, so fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, daß für das Patronat der Pfarrkirche von Herbern der Hl. Benedikt geradezu auserwählt war. Dieser benediktinische Geist wäre aber nicht möglich gewesen, wenn der Einfluß der geistigen Wurzeln der Benediktiner von Monte Cassino in Italien über die Alpen bis in den norddeutschen Raum seinerzeit keine Ausstrahlung gefunden hätte."1

 

11. Juli Patronatsfest: Heiliger Benedikt von Nursia

Lebensdaten:

Geboren um 480 in Nursia (Italien, heute: Norcia), nordöstlich von Rom in den Bergen gelegen. Er starb am 21. März 547 in Montecassino (Italien).

Vita:

Mit Benedikt von Nursia wird am heutigen Tage nicht nur der Gründer des Benediktinerordens, sondern wohl auch der Vater der abendländischen Mönchstradition verehrt. Nach seiner Schulzeit in Nursia schickten Benedikts Eltern ihren Sohn nach Rom, wo er jedoch schon bald genug hatte von der Sittenlosigkeit seiner Mitstudenten. Enttäuscht ging er in die Berge und lebte zunächst mit einer Gruppe von Asketen zusammen, bevor er sich drei Jahre lang als strenger Büßer in eine unzugängliche Höhle bei Subiaco in strengster Weltabgeschiedenheit zurückzog, wo er nur von Beeren und Kräutern und von dem lebte, was ihm sein befreundeter Mönch Romanus an einem Seil herunterließ.

Am Ende dieser drei Jahre wurde er gebeten, den Posten des Vorstehers eines nahe gelegenen Eremitenklosters zu übernehmen. Benedikt willigte ein und versuchte, das Leben in diesem Kloster neu zu strukturieren, stieß dabei jedoch auf wenig Gegenliebe bei den Brüdern. Man versuchte sogar, den unbequem gewordenen Vorsteher mit Gift umzubringen.

Daraufhin kehrte dieser in seine Höhle zurück. Bald schon kamen andere Einsiedler und scharten sich um ihn. Es entstanden zwölf kleine Mönchsgemeinschaften, die von Benedikt geleitet und organisiert wurde, jede in ihrem eigenen kleinen Kloster.

Im Jahr 529 verließ Benedikt Subiaco und gründete in Cassino in der Nähe Roms das Kloster Montecassino, das auf einem 516 m hohen felsigen Hügel liegt, im Laufe der Jahre immer wieder mal durch Feindberührung und Erdbeben zerstört und wieder aufgebaut wurde. Zuletzt wurde es im 2. Weltkrieg durch einen Bombenangriff der Amerikaner bis auf die Grundmauern und die Krypta des Grabmahls des hl. Benedikts zerstört, obwohl sich dort nachweislich nur Ordensleute und Schutz suchende Flüchtlinge aufhielten.

Hier verfasste er seine Ordensregel, die zur Grundlage aller Benediktinerklöster und darüber hinaus für das ganze abendländische Mönchstum wurde. Berühmt geworden ist daraus vor allem die Anweisung "Ora et labora" (Bete und arbeite).

Am Gründonnerstag 547 starb Benedikt während des Gebets vor dem Altar der Klosterkirche in Montecassino. Die Mönche bestatteten ihn neben seiner Schwester, der heiligen Scholastika. Am 11. Juli 703 sollen seine Gebeine jedoch nach Fleury in Frankreich überführt worden sein. Der Ort heißt seitdem Saint-Benoît-sur-Loire. Heute ruhen sie in der Krypta des wieder aufgebauten Klosters.

 Die Krypta von Monte Cassino mit der Grabstätte des Benedikt von Nursia 

Brauchtum:

Es gibt vielerlei Bräuche, die sich um den Heiligen ranken. So läutete man früher die "Benedikt-Schellen", um böse Geister von sterbenden Menschen fern zu halten. "Benedikt-Medaillen" hängte man sich früher als Schutz vor Unwettern und für die Heilung von Mensch und Tier um den Hals.

Namensbedeutung:

"Benedikt", "der Gesegnete", ist ein lateinischer Name.

Patron:

Benedikt ist Patron Europas, der Schulkinder, Lehrer, Höhlenforscher und Sterbenden sowie gegen Fieber, Nierensteine, Vergiftung und Zauberei.

Benediktuslied

1. Sankt Benedikt, du Glaubensheld

du Führer frommer Scharen,

bist uns zum Schutzpatron bestellt

in dieser Welt Gefahren.

Sankt Benedikt, du Schutzpatron

wir grüßen dich an Gottes Thron.

Schirm' unsern heil'gen Glauben.

Die Welt will ihn uns rauben.

 

2. Gebet und Arbeit war dein Tag

zu Gott, des höchsten Ehren.

Hilf uns in Freud' und Ungemach

die Ehre Gottes mehren.

Sankt Benedikt, du Schutzpratron,

wir grüßen dich an Gottes Thron.

Hilf, dass zu Gottes Ehren,

sich Hand und Herz verzehren.

 

3. Sieh' unsre, Zeit ist trüb und schwer

und Not an allen Enden!

0 bitte du den Vater hehr,

er mög' sie gnädig wenden.

Sankt Benedikt, du Schutzpatron,

wir grüßen dich an Gottes Thron.

Hör' deiner Kinder Flehen!

Rett' uns aus allen Wehen.

 

4. Sankt Benedikt, du warst uns treu,

du liebtest selbst die Feinde.

Du bist Europas Schutz und Schirm

und deiner Ortsgemeinde.

Sankt Benedikt, du Schutzpatron,

wir grüßen dich an Gottes Thron.

Die Kriege all beende,

den Frieden du uns sende.

 


Quellen:

1.  Josef Farwick in Pfarrbrief Nr. 21

2. http://www.smmp.de/orden/ordensgeschichte.asp

3. www.benediktiner.de